Geburtsvorbereitende Akupunktur – was du darüber wissen solltest
Du befindest dich in deinem letzten Schwangerschaftstrimester und langsam spürst du, wie der bisher in weiter Ferne gefühlte Geburtstermin immer näher rückt? Bilder und Gedanken rund um die Geburt werden häufiger präsent und du verspürst den innerlichen Wunsch, dich langsam aber sicher intensiver mit dem bevorstehenden „Hauptact“ auseinanderzusetzen. Im Rahmen deiner Recherche wirst du unweigerlich auf das Thema der „geburtsvorbereitenden Maßnahmen“ stoßen, die zumeist eine leichtere und schnellere Geburt propagieren. Bitte… wer möchte das denn nicht? Im Jungle der Maßnahmenmöglichkeiten greife ich heute jene heraus, die sich zusehends in unseren Breiten etabliert: die geburtsvorbereitende Akupunktur.
Was ist Akupunktur und wo wird sie eingesetzt?
Akupunktur ist eine Behandlungsmethode der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM). Dabei werden (sehr) dünne Nadeln an bestimmte Stellen der Meridianverläufe gesetzt, um eine therapeutische Wirkung zu erzielen. So werden etwa Blockaden, Dysharmonien wie etwa Mangel- oder Füllezustände in den einzelnen (Meridian)Systemen ausgeglichen und damit einhergehend Beschwerden gelindert und im Idealfall gelöst. Einsatzgebiete sind u.a. allgemeine Schmerzen, Schlafstörungen, Magen-Darm-Probleme sowie Allergien. Die vielseitigen Beschwerden, die speziell im Rahmen einer Schwangerschaft auftreten können, dürfen an dieser Stelle keinesfalls unerwähnt bleiben:
- Übelkeit
- Ödeme
- Sodbrennen
- (Waden)Krämpfe
- Verdauungsprobleme
- Unruhe und Schlaflosigkeit
- Karpaltunnel-Syndrom
- uvm.
Weiters kann Akupunktur zur Geburtserleichterung beitragen, wenn man etwa nach vorzeitigem Blasensprung (vergeblich) auf das Einsetzen der Wehen wartet, der Geburtsschmerz gerade unaushaltbar scheint, oder die Plazentageburt auf sich warten lässt. All das sind prädestinierte Einsatzgebiete, wo die unscheinbaren Nadeln oft den gewünschten Effekt „herbeizaubern“ können. Im Kontext von Schwangerschaft ist Akupunktur der breiten Masse jedoch als Methode zur Geburtsvorbereitung ein Begriff. Und darauf möchte ich nun näher eingehen.
Wie sieht eine geburtsvorbereitende Akupunkturbehandlung aus?
Man sagt der geburtsvorbereitenden Akupunktur nach, dass sie Gewebe weich macht, Wehen fördern und somit den Geburtsvorgang verkürzen kann. Um die gewünschten Wirkungen zu erreichen, sollte man bei komplikationslosen Schwangerschaften und nach genauer Anamnese ab der 36.SSW ein bis zwei mal pro Woche eine etwa 30 minütige Akupunktursitzung besuchen. Dabei liegt man in entspannter Atmosphäre in einer bequemen Position und lässt die Nadeln ihre Wirkung entfalten. Während der Akupunktursitzung sind die Kreislaufstabilität der Mutter und eine Herztonüberwachung des Kindes zu empfehlen. Es gibt ein paar „Standardpunkte“, die bei keiner Geburtsvorbereitung fehlen sollten. Dazu zählen Nadeln an den Füßen und Beinen, die eine Wehenbereitschaft erhöhen und die Muskulatur und Bänder gut vorbereiten. Zusätzlich sollte eine individuelle Vorbereitung entsprechend der Anamnese und des Beschwerdebildes der Frau durchgeführt werden: Schmerzen, ein unruhiger Geist oder Schlafprobleme sind die häufigsten Symptome, die man in diesem Rahmen mitbehandeln kann. Diese Punkte finden sich hauptsächlich an Händen und dem Kopf. Nach einer Akupunkturbehandlung rate ich, den Tag so stressfrei wie möglich zu verbringen, um dem Körper die Möglichkeit zur Weiterverarbeitung der gesetzten Reize zu geben.
Welche Vorteile bringt geburtsvorbereitende Akupunktur?
Zunächst sei betont, dass die geburtsvorbereitende Akupunktur von der geburtseinleitenden Akupunktur abzugrenzen ist. Die Geburtsvorbereitung unterstützt die drei natürlichen Faktoren Vorwehen, Absenken des Kindes und Vorbereiten des Muttermundes, während die geburtseileitende Akupunktur die Geburtswehen auslösen möchte.
Neben den körperlichen Effekten der geburtsvorbereitenden Akupunktur bringt sie auch auf psychischer Ebene viele Vorteile mit sich. Möglichem Unbehagen und Ängsten vor der bevorstehenden Geburt können über eine regelmäßige, entspannungsstimulierende Akupunkturbehandlung begegnet werden. Alleine das Gefühl, etwas Gutes für sich und sein Baby zu tun, fördert das Wohlbefinden der Schwangeren und hat somit einen positiven Einfluss auf den Geburtsprozess.
Gibt es „Nebenwirkungen“ und Kontraindikationen der Behandlung?
Klassische Kontraindikationen gibt es für eine geburtsvorbereitende Akupunkturbehandlung keine – jedoch ist es immer ratsam, eine geplante Behandlung mit der Gynäkologin oder dem Gynäkologen vorab zu besprechen.
Es gibt jedoch einige Veränderungen, die nach einer Akupunkturbehandlung bemerkt werden können. Dazu zählen:
- vermehrte Kontraktionen, die jedoch normal sind und von selbst wieder aufhören – es sei denn, ihr seid „geburtsbereit“ und dein Kind will auf die Welt kommen
- der Abgang von Schleim, eventuell mit einer leichten Zeichnungsblutung versetzt, zeigt eine Aktivität des Gebärmutterhalses bzw. des Muttermundes an – ein Zeichen, dass die Geburt kurz bevor steht
- die meisten Frauen fühlen sich nach der ersten Behandlung entspannt, Müdigkeit kann bei Überanstrengung auftreten
- an der Einstichstelle kann ein leichtes Taubheitsgefühl entstehen und nach der Behandlung kann ein blauer Fleck auftreten
Wie in fast jedem Bereich, ist das A und O auch während einer Akupunkturbehandlung die Kommunikation. Sowohl davor, als auch während der Behandlung ist es essentiell, stets aufmerksam das Wohlergehen von Mama und Baby zu beobachten und sich auch als Patientin ermuntert zu fühlen, (un)erwünschte Veränderungen sofort rückzumelden.
Also ran an die Nadeln!
Ich mache die Erfahrung, dass ein Großteil der akupunktierten Frauen meine Ordination in einem sichtlich entspannten Zustand verlässt. Die kurze Auszeit vom Alltag, in einer ruhigen Atmosphäre abzuschalten und in eine intensive Zeit der „Zweisamkeit“ mit dem ungeborenen Baby einzutauchen, ist ein wundervoll stärkendes Erlebnis für die werdende Mama so kurz vor der bevorstehenden Geburt.